«Als schönes Zeichen der Erinnerungskultur» bezeichnete Historiker Prof. Kurt Messmer den Namen Belluno Platz an der Einweihungsfeier. Die Namensgebung stehe stellvertretend als Dank an alle «Viscöslerinnen und Viscösler». Der Emmer Gemeindepräsident Rolf Born betonte in seiner Ansprache die prägende Bedeutung der Gastarbeiterinnen und -arbeiter für die Gemeinde: «Dieser Platz wird immer daran erinnern, dass viele Bellunesi, aber auch Mitarbeitende aus vielen anderen Ländern, hier in Emmen mit ihrer Arbeitskraft zum wirtschaftlichen Erfolg beigetragen haben.»
Aufstrebendes Unternehmen brauchte Arbeitskräfte
Die 1906 gegründete Société de la Viscose Suisse setzte voll auf die Herstellung von Kunstseide. Die revolutionären Textilfasern verdrängten die klassische Seidenindustrie und liessen das junge Unternehmen rasant wachsen. Um die Produktion in Schwung zu halten und die weltweite Nachfrage zu bedienen, brauchte das Unternehmen laufend neue Arbeitskräfte. Fündig wurde die Viscosuisse im Wallis, im Tessin aber auch im Ausland.
«Fadengewandte» Leute wurden gesucht
Ab den 1920er Jahren stellte die Viscosuisse beim kantonalen Fremdenpolizeibüro regelmässig Gesuche «um Erteilung der Einreisebewilligung und Erlaubnis zur Annahme von Arbeit». Das Unternehmen sei darauf angewiesen, «fadengewandte» Leute aus dem Ausland anzustellen. Viele Arbeiterinnen, ab Mitte der 1950er Jahre auch Arbeiter, stammten aus der Provinz Belluno nördlich von Venedig. Es ist kein Zufall, dass auch nach dem Zweiten Weltkrieg viele Belluneserinnen in die Viscose eintraten. Die Textilfabrik entsendete regelmässig eine Delegation nach Oberitalien, um die fingerfertigsten Frauen anzuwerben. Mit dem Niedergang der Viscose-Produktion versiegte auch die Zuwanderung der Fachkräfte aus Norditalien.
Wertschätzender Umgang mit eigener Geschichte
Der neu eingeweihte Belluno Platz hält die Erinnerung an diesen Teil der Industrie- und Arealgeschichte lebendig. Dafür wurde der Eingangsbereich gestalterisch aufgewertet und ein Brunnen neu platziert, den die Mitarbeitenden dem Unternehmen zum 75-Jahr-Jubiläum schenkten. Für Alain Homberger, Geschäftsführer der Viscosistadt AG, ist der wertschätzende Umgang mit der Geschichte wichtig: «Wir wollen das Areal kontinuierlich weiterentwickeln. Wir tun das aber im vollen Bewusstsein für das historische und industrielle Erbe», so Homberger.
Beitrag von Zentralplus:
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Umsetzung:
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